Essen (tl) – Im Ruhrgebiet wurde gestern der älteste Jugendpastor Deutschlands in seinen wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. In einer feierlichen Zeremonie blickte seine Gemeinde auf 40 Dienstjahre von Manu Ralt in der kecken Jugendgruppe „Return“ zurück!
„In diesen schnelllebigen Zeiten ist es schon eine große Leistung, so treu seinen Dienst an einem Ort zu verrichten“, würdigte ihn eine Gemeindeälteste, die ihn selbst von 1980 bis 1985 in der Jugendgruppe erlebt hatte. „Und dabei nicht nur eine, sondern so viele Generationen von jungen Menschen zu prägen – das ist wahre Treue im Weinberg des Herrn.“
Manu Ralt, der seinen Dienst 1978 als erster reiner Jugendpastor Deutschlands begann, ist die Erleichterung deutlich anzusehen. Im Gespräch mit TheoLeaks gibt er zu, dass es nicht immer einfach war, den technischen und ästhetischen Anforderungen an einen Jugendpastor gerecht zu werden. „Puh, das war nicht immer so easy, immer so on the edge zu sein. Bis ich zum Beispiel damals kapiert hatte, wie so ein Walkman funktioniert … krass. Am Anfang hab ich oft aus Versehen die Mixtapes meiner Jugendlichen gelöscht, weil ich immer auf „Record“ gedrückt hab. Mega peinlich. Ich hör ja so gern auf der Toilette. Zum Glück kam ja dann irgendwann Apple. Das konnte sogar ein Technik-Nerd, wie ich bedienen.“
Im Rückblick auf so viele Jahrzehnte am Puls der Zeit kann Manu Ralt fast jeder Epoche etwas Positives abgewinnen. Zumindest fast: „Okay, mit etwas Abstand würde ich im Nachhinein sagen: Die 80er waren ein Fehler!“
Ambitionen, ein richtiger Pastor zu werden, hatte er in all den Jahren selten. „Ach, so ein Erwachsenen-Pastor. Das war mir zu anspruchsvoll. Hatte doch nur ein paar Wochen Bibelschule. Mit Jugendlichen ist es einfacher. Die hat das Leben noch nicht eingeholt und man kommt noch gut mit den einfachen Schwarz-Weiß-Weisheiten durch.“ Auch die Frage eines Jobwechsels zu einer anderen Kirche stellte sich für ihn nicht. „Ach, wo sollte ich denn hin. Als ich anfing, gab es ja noch keine Jugendkirchen. Und als ICF und Co. dann den Markt überschwemmten, war ich schon zu alt.“
Für seinen Lebensabend hat sich Manu Ralt vorgenommen, wieder weite, gemütliche Hosen zu tragen. Die aktuelle Mode samt skinny Jeans hatte ihm zuletzt körperlich so einiges abverlangt. Am meisten freut er sich jedoch darauf, nicht mehr in Jugendsprache reden zu müssen. „Meine treue Frau hat zu Hause oft kein einziges Wort verstanden, wenn ich gerade von der Arbeit kam.“