Lippstadt (tl) – Ein neuer Trend erreicht bisher unentdeckt die christliche Gemeindelandschaft. Unzählige atheistische Selbsthilfegruppen-Touristen haben freikirchliche Gottesdienste für sich entdeckt! Dabei nutzen die Knuddel-Fans die fromme Sitte, auch flüchtige Bekannte in den Freikirchen sofort mit einer innigen Umarmung zu begrüßen.
„Das ist der Wahnsinn“ offenbart uns Knut Dehl, während ihm ein seliges Lächeln übers Gesicht huscht. „Von Montag bis Samstag bin ich ja voll verplant. Die anonymen Dortmunder Schalkefans, die anonymen Veganer aus Metzgerfamilien, oder die anonymen heimlichen Thermomix-Besitzer. Ich hab schon Hammergruppen, aber Sonntags fiel ich immer in so ein Loch. Bis ich mal Morgens beim Brötchen holen von dieser englischen Schlagermusik angelockt wurde und in meiner ersten Freikirche gelandet bin. Ich könnte kaum nach links oder rechts schauen, zack! Schon geknuddelt! Hammer! So schnell ging das noch nicht mal bei den anonymen Biker Diddel-Maus-Fans!“
Doch Knut Dehl ist kein Einzelfall. In der weiteren Recherche konnte TheoLeaks ein großes Netzwerk von Knuddeltouristen aufdecken. Vom kontaktscheuen Computernerd bis hin zur gelangweilten Millionärsgattin zieht sich diese neue Bewegung durch alle Bevölkerungsschichten. Während die Unternehmergattin Magda Asgern charismatische Gemeinden meidet „Ich bekomm ständig ein schlechtes Gewissen wegen dieser Brutto- oder Netto-Segen-Nummer“, schwört der Langzeitstudent Markus Schler auf diese Gemeindeform. „Witzig! Die vergessen immer, ob die dich schon geknuddelt haben.“ erzählt er begeistert und schwärmt regelrecht von den weiteren Vorzügen dieser Gemeinden, wie z.b. den einfach zu erlernenden Insidersprüchen. „Man muss ja so lang wie möglich unentdeckt bleiben können. Wenn es mal eng wird, nuschel ich einfach wirres Zeug so vor mich hin. Hab ich mir von denen abgeschaut. Die fahren da total drauf an. Fragen Sie mich aber nicht warum. Crazy!“
Einige geschockte betroffene Gemeinden planen bereits erste Sofortmaßnahmen: „Ich hab diese Sitte mit den Umarmungen eh nie verstanden“, berichtet ein entrüsteter Geneindepastor, der nun eine Rückbesinnung auf urchristliche Traditionen anstrebt. „Die biblischste Art der Begrüßung ist und bleibt der Bruderkuss!“