Göttingen (tl) – Alle elf Minuten verirrt sich ein Christ im Netz zu „C-Date“. Diese traumatische Erfahrung musste jüngst der gläubige Jüngling Elia Mohre machen, als er sich irrtümlicherweise bei einer christlichen Partner-Börse wähnte.
„CDU, CJD, CPV …“, Elia hält inne. Noch immer steht ihm der Schrecken ins Gesicht geschrieben. „Das ‚C‘ steht ja eigentlich immer für ‚christlich‘. So habe ich das zumindest gelernt. Deshalb habe ich mich ja auch so gefreut, als ich diese neue christliche Partnervermittlung ‚C-Date‘ entdeckt habe. Aber so langsam habe ich den Verdacht, die Leute da sind gar keine richtigen Christen.“
Nach jahrelanger Partnersuche bei Christ-sucht-Christ, Funky Fish und im Jesus.de-Chat kennt er sich nun bestens aus. „Man kauft doch nicht die Katze im Sack, dachte ich! Aber da waren ja nur Raubtiere!“ Elia nimmt einen kräftigen Schluck von seinem Früchtetee, schiebt seinen Laptop auf den Tisch und zeigt uns seine akkurate Profilseite. Gewissenhaft hat er sein Profil ausgefüllt. Als charakteristische Eigenschaft führt er „Standhaftigkeit“ an. Die Frage nach seiner bevorzugten Stellung hat der bibeltreue Christ – wie es sich für einen solchen gehört – mit „über der Frau“ beantwortet.
Elia schaut ernst drein und erklärt: „So wie die Bibel es eben will! In dem Punkt hätten mich viele Kontaktanfragen aber sofort stutzig machen müssen. Ob wir es nicht mal andersrum versuchen könnten, fragten mich einige. Keine Chance! Der Paulus würde sich im Grabe umdrehen“, sagt Elia kopfschüttelnd. „Oder die ganzen Pärchen, die mich aufgrund meines Eintrags zur Dreieinigkeit anschrieben, weil sie da gerne ‚mitmachen‘ würden. Wie soll das denn gehen? Unerhört! Als ich ihnen mit ‚Blasphemie‘ kam, musste ich manchen auch noch die Basics erklären: ‚Nein, Blasphemie ist keine orale Geschlechtskrankheit!‘ Meine Güte! Eine machte sich dann über mich lustig und schrieb irgendwas von Prüde und Blasphobie! In meiner Brüdergemeinde wären solchen Respektlosigkeiten von Frauen undenkbar!“
Elia ist von seinen Erlebnissen unter vermeintlichen Geschwistern spürbar traumatisiert. Auch sein Lebensmotto „Be a missionary every day!” führte zu zahlreichen fragwürdigen Kontaktanfragen. Über vieles ist er jedoch noch nicht bereit, zu sprechen.
„Ich weiß ja, dass viele Christinnen von der linksliberalen geistlichen Gehirnwäsche den tugendhaften Pfad verlassen haben und es mit der heiligen Sexualmoral nicht mehr so eng nehmen“, fährt Elia ernüchtert fort, „und viele legen daher das Gebot der Reinheit sehr schlaff aus. Aber es gibt nicht eine einzige tugendhafte Frau dort.“
Elia hat sich vorgenommen, erst mal einen Bogen um digitale Dating-Angebote zu machen und wird seinen C-Date-Account zum nächstmöglichen Termin kündigen. „Back to the basics! Ich fahr jetzt wieder auf christliche Freizeiten. Aber vorher möchte ich noch dieses christliche Festival besuchen.“ Elia blickt uns verunsichert an. „Oder steht das ‚C‘ bei ‚CSD‘ gar nicht für ‚christlich‘?“