Hannover (tl) – Nach dem bundesweiten Feiertag zum 500-jährigen Reformationsjubiläum im vergangenen Jahr führen die verbliebenen acht Bundesländer den Reformationstag jetzt ebenfalls als gesetzlichen Feiertag ein. Zu diesem Anlass bringen Kommunikationsexperten eine neue Produktkreation auf den Markt, die die Merchandise-Artikel zum Reformationsjubiläum in den Schatten stellt.
Was hat es da nicht alles gegeben: Luther-Playmobil-Figuren, -Plätzchenformen, -Biere, -Duftkerzen, -Räuchermännchen, -Bonbons, -Kugelschreiber, -Kaffeetassen, -Ohrringe, -USB-Sticks, -Sonnenbrillen, -Thermosbecher, -Handtücher, -Lotions, -Socken, -Brotdosen, -Bauchtaschen, -Fidget-Spinner, -Kartenspiele, -Fahrradklingeln, -Fliegenklatschen, -Christbaumschmuck und -Badeenten. Sie haben jedoch eines nicht geschafft: Martin Luther an die Frühstückstische der Nation zu bringen. Das soll jetzt die Reformations-Wurst richten, eine Gesichtswurst mit Lutherkonterfei – ein gefundenes Fressen für die Marketer.
Die Idee zum Produkt stammt von Godnews, dem Kawohl für Christen unter 60. Die jüngsten Erkenntnisse aus der Marktforschung und eine Eingebung des Heiligen Geistes beim gemeinsamen Mittagessen brachten das Team um Kreativdirektorin Eva Jünger auf den köstlichen Gedanken: „Die Deutschen lieben Wurst und Würstchen! Wir setzen auf ein Produkt, das es zum Reformationstag an jeden Frühstückstisch schafft. Mit einer zusätzlichen Veggie- und Öko-Variante haben wir sogar die rasant wachsende Zielgruppe der Veganer und Bio-Boomer am Tisch.“ Das Godnews-Kreativteam sieht einen weiteren Ansporn, seine „trojanische“ Wurst auf den Markt zu bringen: „Wir können die Deutungshoheit über den neuen Feiertag nicht kampflos der Halloween-Industrie überlassen!“, äußerte sich Art-Direktor Oliver Bunt. (Anmerkung der Redaktion: Früher hieß das „Grafiker“. Das ist so ne Art Direktor mit Personal Computer und Weisungsbefugnis für die Jura-Kaffeemaschine.)
Der Grusel-Trend „Halloween“ ziele darauf ab „das Fürchten zu lehren“. Luthers Theologie stehe aber für das genaue Gegenteil. „Luther entdecken, Gnade schmecken“ heißt es daher auf der trendigen Verpackung der Wurst. Ob auch dieses Mal ein Designpreis dafür herausspringt, ist den Kreativen nach eigenen Angaben Wurst. „Wichtiger ist uns, dass Martin am Feiertag Gesprächsthema Nummer eins ist – und sei es mit vollem Mund. Luther selbst war bekannt für seine Tischreden und lebhafte Diskussionen ohne Tabus“, gibt sich Bunt gelassen.
Der EKD-Ratsvorsitzende Prof. Dr. Reinhard Mettsort-Bohn zeigt sich begeistert von dem neuen Produkt: „39% aller Gespräche über den Sinn des Lebens finden zu Hause statt* – wenn nicht sogar am Esstisch. Genau dort ist die Luther-Gesichtswurst ein toller Gesprächsanlass: ‚Mama, wer ist der Mann auf meiner Wurst? Warum hat er eine Wärmflasche auf dem Kopf?‘ Und auch bei der Wahl zwischen Fleisch- und Veggie-Variante findet eine Auseinandersetzung statt, liegt dabei doch die Verbindung zum ‚sola gratia’ quasi auf der Zunge.“
Während die Reformationswurst ab sofort im eigenen Online-Shop (Hier klicken!) ausgerollt wird, laufen bereits erste Gespräche mit dem Einzelhandel. Der deutsche Verbraucherschutz rät dabei zur Gelassenheit: „Wem letztes Jahr das Reformationsjubiläum schon Wurst war, dem wird es dieses Jahr ebenso Wurst sein. Versprochen!“
* KMU, 5. EKD-Erhebung über Kirchenmitgliedschaft 2015